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Staedtebau-Stadtplanung-Regionalplanung

Als Folge der Industriealisierung im 19. Jahrhundert meinte man zunehmend, die Anlage von Staedten sei lediglich ein technischer Vorgang, der sich anderen Zielen unterzuordnen habe. Soweit man hierbei auf historische Vorbilder verweisen konnte, Karlsruhe in Deutschland ist eine Retortengruendung, wie auch andere, so spielte hier die Geschwindigkeit bzw. die industrielle Reproduzierbarkeit keineswegs die herrausragende Rolle.

In anderem Zusammenhang haben wir wiederholt auf neue Hauptstadtgruendungen hingewiesen: Belmopan, Brasilia, Islamabad, Chandighar, u.a., nicht ausreichend aber auf die Probleme der unter wirtschaftlich-industriellen Gruenden entstandenen Siedlungen.

Am Beispiel Dubai‘s kann sehr schoen erahnt und erkannt werden, welches dort die kommenden Probleme sein werden, gleichzeitig exemplarisch fuer diese Art von Bauen.
Wo vor etwa dreissig Jahren Siedlungen traditioneller Art standen, erheben sich nun, man kann sehr wohl von einem ‘non-plus-ultra‘ sprechen, high-tech-Gebaeude, die nicht nur in der Herstellungsweise, sondern auch in der Ausstattung ein hohes Mass an Technik, besser: Technologie, aufweisen.

Wir wollen bei den Musterbeispielen in der Naehe des Hafens nur einige Beispiele zeigen, ohne im Einzelnen darauf einzugehen. Die Entwicklung zwischen den damals hoffnungsvollen Versuchen der europaeischen Bauhaeusler, es fehlte am kritischen Ueberblick und den Einsichtsmoeglichkeiten der Planer, ein Problem ihrer einseitigen Ausbildung, dass Technik nicht alleine vermag, was in Wirtschaft und Gesellschaft keine Grundlage hat, und den High-Tech-Resultaten, innerhalb von etwa 18 Monaten baute man hier an die 60 Hochhaeuser.
Die Resultate zeigen es: selbst bei -wie wir meinen- ueberholtem Wirtschaftssystem und bizarrer Gesellschaftspolitik, werden “interessante“ Resultate erreicht. Wenn man den zugaenglichen Berichten traut, so sind die Bau-Gebilde finanziert und vermietet. Mehr oder weniger junge und arbeitsfaehige Gastarbeiter werden hier einige Zeit leben und arbeiten und von nachfolgenden abgeloest werden,- so nimmt man an und es ist offensichtlich, dass die Zeit nach dem Oelboom in aehnlich glorreicher Weise weiterzugehen scheint. Immer werden junge und arbeitsfaehige Menschen kommen, es gibt keine Kranken, Gebrechlichen, Alte. Die Highways werden nach Bedarf verbreitert, wenn sechs oder acht oder zehn Spuren nicht reichen, so muss man neue Planen und Bauen. Werden die Gebaeude schnell altern,- kein Problem; wenn es soweit ist, so wird man abbauen und noch schoener, eleganter, moderner neu Bauen, eine Form von besonderer Geschichtslosigkeit.

Diese kleine Darstellung, anhand der Abbildungen koennen sie sich einen guten Ueberblick verschaffen, geht von einer gewissen Unveraenderlichkeit aus. Die Allgemeinheit, gegenwaertig vom Adel gelenkt, regelt alles zum Besten fuer die Menschen. Was aus der Ferne obskur vorkommt, wo ist da die sogenannte Demokratie, scheint noch der letzte Segen zu sein, unter dem man Derartiges verwirklichen kann: in einem Emirat. Dadurch liegt eine moegliche Beweiskette offen dar, die zeigt, warum es im allgemeinen n i c h t so funktionieren kann. Weil naemlich der soziale, der gesellschaftliche Aspekt, die Programmstruktur der Menschlein, in keinster Weise beruecksichtigt wird. Die in den Behausungen Lebenden haben nur eine Chance, wenn sie industriefreundlich funktionieren,- soweit die Industrie nachhaltig ueberleben kann,- das Szenario hierfuer liegt ausserhalb unserer Vorstellungskraft!
Nur wenn allenortes in gleicher Weise gewirtschaftet und gesellschaftet wird, dann mag das Dubai-Modell eine Chance haben. Fuer die Menschen bedeutet das eine grandiose Reduzierung ihrer Faehigkeiten und Lebensweise in ihrer Lebenszeit,- auf lange Sicht wird es eine sinnlose, aber einkommenschaffende Massnahme fuer Wenige, um die Anfaelligkeit des
Systems zu lindern. Aus der Evolutionstheorie haben wir glaubhaft gelernt, dass eine einseitige Ausrichtung zu einem Fehlweg fuehrt! Eltern sind gut beraten, wenn sie ihren Kindern Gelegenheiten geben Fehler zu machen, denn nur aus ihnen kann der Heranwachsende lernen,- im uebertragenen Sinn gilt das auch zwischen den frueh und den spaeter industriealisierten Laendern.

Die oben skizzierte Entwicklung insgesamt ist so umfassend, dass das System “Mensch“ sich sparen sollte Fehler zu wiederholen, was aber Weisheit erfordert, woher soll sie kommen?

Fortsetzung 1 Zeitlicher Abstand gestattet abwaegende Gedanken ueber das Thema.

Technisch ist die Anlage von Siedlungen kein Problem. Aus Sicht der Technik ist ein Funktionieren eher gewaehrleistet, wenn moeglichts in einem Aufwasch die Hardware inklusive der Infrastruktur erstellt wird. So koennen Probleme quasi in einer Laborsituation analysiert werden und in solchen Faellen Massnahmen zur Loesung eingeleitet werden. Auch die anschliessende Kontrolle bereitet so keine Schwierigkeiten.

Aber die Wirklichkeit ist behaftet mit dem Leben, d.h. mit den in Siedlungen lebenden Menschen. Werden sie begriffen als Teil des technischen Systems, so ergeben sich verheerende Fehler, die sich im besten Fall sofort darstellen und so Hilfsmassnahmen ergriffen werden koennen; im Normalfall erscheinen die gravierenden Maengel zu einem spaeten Zeitpunkt. Dann beginnt man mit psychosozialen Klempnereien der Probleme Herr zu werden,- zu spaet und auch wieder in technizistischer Manier.

In Mitteleuropas Siedlungsprojekt Freiburg-Rieselfeld mit einem Anteil an etwa 35 % Minderjaehrigen, beschritt man einen beispielhaften Weg, in dem nicht Wirtschaft und Technik vor vollendete Tatsachen stellten, sondern in einer staedtischen Projektgruppe ein gestaltetes Miteinander versucht wurde, um durch Gemeinwesenarbeit die Anonymitaet zu verhindern und bereits in der Hardware Nutzungvielfalt und Nutzungswechsel, auch in der Infrastruktur, zu ermoeglichen.

Mit dieser kurzen Skizzierung werden die Fehler des Retorten-Experiments Dubai sichtbar. Erstaunlich, wie die gesammelten Fehler von etwa einem Jahrhundert industrieller Siedlungsplanung so konzentriert und konsequent zusammengefasst werden konnten. All die Ueberlegungen aus Fehlern zu lernen, muessen erneut gemacht werden. Arbeiten und Wohnen sind beispielhaft getrennt, so dass in den Hauptgeschaeftszeiten die Strassen verstopft sind. Einkaufszentren entsprechen den industriellen Monokulturen, damit sind sie erhoeht stoeranfaellig,- abgesehen davon, dass auch hier konsequent ueberproduziert wird und damit Resourcen verschwendet und vernichtet werden.

Wie stellt sich das Bauen der Zivilisierten und Hochtechnisierten zum gegenwaertigen Zeitpunkt dar?
Wenn in anderen Bereichen der Zivilisation von einer positiven Entwicklung gesprochen wird, wir wollen dem hier keinesfalls zustimmen, so muss man im Bereich des Bauens, und wir meinen nicht das traditionelle technische und wirtschaftliche Element, von einem absoluten Stillstand sprechen. Wenn in manchen Koepfen Visionen vom Leben unter extremen Umweltbedingungen ersonnen werden, so fehlt hierzu die komplette Grundlage,- es sei denn, dass die Entfremdung des Systems “Mensch“ von seinen sogenannten forschenden Eliten ahnungslos weiter betrieben wird.

Natuerlich mag fuer eine besonders ausgewaehlte Menschengruppe ein Leben fern der heimischen Gefilde moeglich sein,- es ist aber in keinster Weise vergleichbar mit den historisch bekannten Kolonisatoren; sie drangen in eine ihnen fremde Welt ein, trafen aber auf Menschen, auch wenn diese damals nicht als gleichwertig angesehen werden durften,- wir kennen das gesellschaftliche Klima aus historischen Beschreibungen.

Die Menschen fernab der Erde stossen beim Verlassen der Erde auf nichts und nur sich selbst,- mehr wird man lange Zeiten nicht erwarten koennen. Die Vorbereitung auf Erden?

Es ist schon erstaunlich, wie unter dem Begriff Globalisierung offenkundige Fehlentwicklungen verbreitet werden; waere die natuerliche Evolution in der Vergangenheit so fortgeschritten wie die Entwicklungen des industriellen Zeitalters,- wohl waeren nicht einmal Einzeller entstanden.

Im, nennen wir ihn: den industriellen Komplex, werden weder Funktionen sinnvoll, d.h. wirklich oekonomisch und resourcenbewusst kombiniert , noch zusammengefasst und miteinander vernetzt.

Fortsetzung 2 Staedtebau-Stadtplanung-Regionalplanung

Der Staedtebau und sein Umfeld ist ein extrem komplexes Thema, weil letzlich in ihm die Gesamtheit dessen, was die Zeitgenossen im Einzelnen bewegt, enthalten ist.

Nicht etwa die Ortschaften aus der weit zurueckliegenden Historie sind bzw. waren ein Problem, sondern es sind die Siedlungen der Gegenwart. Sehr wohl kann man die Misere zurueckverfolgen und in etwa einen Beginn des Unkontrollierbaren andeuten: Es ist der Zeitpunkt, zu dem eine Menge “x“ ueber ein undefinierbares Normalmass hinaus eine bestimmte Flaeche besiedelte. Vages und Nebuloeses wird deutlich, wenn man die regionalen Unterschiede in Sachen Klima, Vegetation, etc. beruecksichtigt, was zwingend notwendig ist.
Sollte z. B . Jericho die aelteste bekannte Siedlung der Menschheit sein, so ist ihr Zustand auf einer natuerlichen und relativ behutsamen Grundlage zustande gekommen,- und: die Siedlung war nicht eine von Millionen! Ein bedeutsamer Hinweis zur Gegenwart!

Die Siedlungen der Gegenwart wachsen nicht behutsam, sondern folgen einem wirtschaftlichem Wachstumsorganismus, der von den fuehrenden Initiatoren nur insoweit beherrscht wird, weil Probleme, und es sind heutzutage mehr als gravierende Probleme, verschoben werden,- verschoben mit der stillschweigenden Hoffnung: nach uns die Sintflut! - Besser verpackt heisst es: Entstehende Probleme moegen die Nachfolgenden bearbeiten!

Es leben zu viele Menschen pro Quadratkilometer, wobei die Ueberbevoelkerung eine Scheinerklaerung ist. Weist man rechnerisch einem Erdbewohner 2 qm Flaeche zu und multipliziert diese mit der Zahl der Erdbewohner, so ist das Resultat nur auf den ersten Blick schockierend.

Nun stehen der Realitaet zwei gegensaetzliche Auffassungen gegenueber, die eine wird als inhuman verstanden werden, waehrend die zweite, nach dem Motto “Nach uns die Sintflut“, zum Verschieben neigt,- fuer alle Probleme gibt es eine Loesung, wenn nicht gleich, so doch spaeter; auf dieser Grundlage werden Geschaefte abgewickelt und den dienenden Menschen erklaert, dass alles zur Genuege vorhanden ist, kein Mensch muss verhungern und verdursten und ohne bezahlte Arbeit vegitieren, alle Menschen haben die gleichen Chancen und wenn nicht, so sollte man dies auf jeden Fall anstreben, usw. usf.

Natuerlich basieren diese schoenen Sprueche auf einer rein kommerziellen Ebene. Sind nicht genuegend Behausungen vorhanden, so muss man natuerlich mehr und mehr bauen, und die Menschen brauchen Arbeit, um mit dem Arbeitserloes konsumieren zu koennen, denn die diversen Industrien produzieren so viele Gegenstaende, die das Leben erleichtern, es lebenswert machen, usw.

Lektion in Stadtplanung (3)

Wir haben bereits vor einiger Zeit in einem Vortrag ueber bestimmte, exemplarische Aktivitaeten in der Golfregion berichtet, die zum Nachdenken Anlass geben sollten.

(1) Marina Dubai zeigt das blaue Meer und den blauen Himmel un am Ufer, schoen aufgereiht, die Wunschgebilde des gehobenen Mittelstandes und mehr: ein Appartment im 13. Stock mit einem solch schoenen Blick,- wer kann da widerstehen,

(2) das Grosvenor House, West Marina Beach Dubai, erfeut durch eine eigene Hafenanlage,- auch hier muessen die Gedanken schwelgen im huebschen Appartment, mit Blick auf das Meer, Rundumversorgung usw. usf.

(3) DAMAC properties zeigt ein traeumendes Paerchen, den Blick auf eine Sammlung von Unikaten der Gegenwartsarchitektur gerichtet, jedes Gebaeude mindestens 25,- 30 Stockwerke hoch.

Begibt man sich in das City-Einkaufszentrum, so bemerkt man die verstaerkten Bemuehungen moeglichst viele am Geldversenkungsprogramm zu beteiligen. Nicht nur die Aussicht ist verlockend, auch die Gewinne scheinen praechtig zu sein, und wer moechte nicht auch so ein Appartment oder zwei oder drei sein Eigen nennen.

Die Investoren koennen siich auf eine solide Grundlage verlassen: Geld verklebt das Gehirn und die Aussicht auf ein suesses Leben tut ein Weiteres.
Betrachtet man all diese perfekt aussehenden Gebaeude aus der Distanz, so ergeben sich allerlei unangenehme Fragen: Wo ist die Innovation, besteht sie in der Groesse der Badewanne, in den Quadratmetern der bewohnten Flaeche, im mitgelieferten Ausstattungsdesign???
Wenn so Vieles neu ensteht, dann muss auch ein Tages entsprechend erneuert werden, umfangreich; ist dann alles vermutlich schon so ruiniert und das Design so veraltet, dass man froh ist am Abbau beteiligt zu sein?
Gibt es andere Formen der Resourcenverschwendung und des Geldversenkens ???
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